Zur Person

Mark Jamra wurde 1956 geboren. Er studierte an der Kent State University in Kent, Ohio und an der Schule für Gestaltung in Basel, Schweiz. Er war typografischer Berater bei den Hewlett-Packard Research Laboratories in Bristol, England, und bei URW Software & Type GmbH in Hamburg, wo er von 1984 bis 1995 lebte. Er ist Gründer der Schriftschmiede TypeCulture LLC. Jamra lehrt als außerordentlicher Professor am Maine College of Art in Portland, Maine.

Fragen & Antworten

Wieso Typografie? Wodurch erwachte Ihr Interesse an der Schriftkunst?

Mein Interesse an der Schriftgestaltung wurde während meines Postdiplomstudiums an der Basler Schule für Gestaltung geweckt. Was mich zuerst daran interessierte, war ihre Langlebigkeit: eine gut gestaltete Schrift kann Jahrzehnte – manchmal Jahrhunderte – im Gebrauch bleiben. Demgegenüber hat mich die Kurzlebigkeit von Werbung oder sowas nie sonderlich interessiert. Und die Schriftgestaltung haben damals nur wenige Menschen richtig beherrscht. Das war eine Herausforderung.

Wer sind Ihre typografischen Vorbilder?

Ich habe eigentlich keine Vorbilder in der Schriftgestaltung, obwohl ich im Laufe der Jahren von den Arbeiten vieler Schriftschaffender sehr beeindruckt wurde. Adrian Frutiger fällt als erster ein. Oldrich Menhart hatte auch einige bemerkenswerte Schriften entworfen.

Welches Buch zum Thema Typografie haben Sie zuletzt gelesen? Welches würden Sie weiterempfehlen?

»Aldus Manutius and the Development of Greek Script & Type in the Fifteenth Century« von Nicholas Barber. Meinen Studenten empfehle ich oft »Stop Stealing Sheep« von Erik Spiekermann oder »Type & Typography« von Phil Baines and Andrew Haslam.

Wenn Sie eine Schrift sein könnten, welche Schrift wären Sie gerne?

Ich glaube, dafür müsste ich eine Lieblingsschrift haben. Die habe ich aber nicht.

Greifen Sie zu Beginn des Schriftschöpfens zur Feder oder zur Maus?

Das kommt auf die Schrift an. Oft skizziere ich meine Ideen mit einem Bleistift auf Papier. Erscheint eine Idee als besonders wertvoll, arbeite ich dann weiter mit anderen Werkzeugen – Filzstift, Feder – oder ich greife direkt zum Maus.

Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeiten Sie? Welchen Scanner, welchen Drucker, welchen Computer, welches Betriebssystem, welche Programme nutzen Sie?

Ich gehe davon aus, dass Sie hier die technischen Hilfsmittel fürs Schriftentwerfen meinen. Das wäre: Mac, PC, Epson-Scanner, HP-Drucker, FontLab 5.

Sind Sie Messie oder Purist? Horten sich auf Ihrer Festplatte 2.456.891 Fonts oder sind Garamond, Bodoni, Frutiger und Futura mehr als genug?

Weder noch. Ich habe keine Ahnung wie viele Schriften ich auf meiner Festplatte habe. Eine Menge – aber nicht zehntausende.

Wenn Ihr Font-Ordner nur Platz für zehn Schriften hätte, welche wären das?

Wenn mein Font-Ordner nur Platz für zehn Schriften hätte, würde ich den Ordner wegschmeißen and einen Größeren holen. Zehn Schriften sind nicht genug!

In Typo-Kreisen werden Comic Sans und Arial gebannt. Welche Schrift darf auf keinen Fall auf Ihren Rechner?

Meine Haltung zu diesem Thema ist nicht so dogmatisch. Dabei werden mir manche Bequemlichkeiten versagt, aber ich ziehe es vor, dabei zu bleiben.

Welcher Buchstabe ist Ihr Liebling? Mit welchem Buchstaben fangen Sie an, wenn Sie eine Schrift entwerfen?

Ich habe keinen Lieblingsbuchstaben. Die Persönlichkeit einer Schrift und die Beziehungen der Buchstaben zueinander finde ich viel interessanter.

Beim Schriftentwerfen fange ich mit den Buchstaben an, die mir bei dem gegebenen Konzept als erste einfallen. Die sind nicht immer dieselbe.

Wie kamen Sie auf den Namen für Ihre erste Schrift?

Meine erste Schrift habe ich nach meinem Vater genannt.

Schmieden Sie Pläne für eine nächste Schrift?

Ich habe immer Ideen und Pläne für die nächsten Schriften. Ich kann es nicht lassen!

Haben Sie schon einmal einen Buchstaben in Stein gemeißelt?

Nein.

Vielen Dank für das Interview!

Bitte schön!

Weiterführender Verweis

TypeCulture

[Thomas Kunz, 2011-05-01]