Zur Person

Michael Hochleitner hat bis 2003 an der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien studiert. Danach absolvierte er den Meisterkurs Schriftgestaltung an der University of Reading. Von 2004 bis 2007 arbeitete er als Freelance-Designer für Jung von Matt, BBDO, Design Research International, FineLine und andere, um so seine berufliche Erfahrung vor dem Postgratuierten-Studium in England und der Firmengründung von Typejockeys zu untermauern. Die Schrift- und Designschmiede gründete er zusammen mit Anna Fahrmaier und Thomas Gabriel.

Fragen & Antworten

Wieso Typografie? Wodurch erwachte Ihr Interesse an der Schriftkunst?

An der Graphischen hatte ich einen sehr guten Professor der uns die Unterschiede und Feinheiten von Schrift sehr gut vermittelte. Damit hat er mich gefangen. Ich konnte schon in der 2ten Woche an der Graphischen die Schriften auf den Werbeschildern auf meinem Schulweg benennen. Damals war ich 14.

Wer sind Ihre typografischen Vorbilder?

Ich bewundere die umfangreiche Arbeit von Bodoni. Genauso zeitgenössische Meister wie Matthew Carter und Bram de Does. Ausserdem finde ich sehr anstrebenswert wie junge Gruppierungen wie House Industries und Underware ihre Leidenschaft zum Beruf machen.

Welches Buch zum Thema Typografie haben Sie zuletzt gelesen? Welches würden Sie weiterempfehlen?

Das letzte »Buch« das ich gelesen habe war Comic Book Lettering von Richard Starkings. Empfehlen würde ich alles von Steven Heller und Hans Peter Willberg.

Wenn Sie eine Schrift sein könnten, welche Schrift wären Sie gerne?

Cooper Black.

Greifen Sie zu Beginn des Schriftschöpfens zur Feder oder zur Maus?

Zum Bleistift.

Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeiten Sie? Welchen Scanner, welchen Drucker, welchen Computer, welches Betriebssystem, welche Programme nutzen Sie?

Ich habe einen EPSON (Perfection 1650) Scanner, einen Canon Laserdrucker, ein MacBook Pro plus 20″ Cinema Display und Wacom Tablet, immer das neueste MacOS (da bin ich recht fanatisch). Programme: FontLab und Adobe CS3.

Sind Sie Messie oder Purist? Horten sich auf Ihrer Festplatte 2.456.891 Fonts oder sind Garamond, Bodoni, Frutiger und Futura mehr als genug?

In dieser Hinsicht bin ich ein Messie.

Wenn Ihr Font-Ordner nur Platz für zehn Schriften hätte, welche wären das?

Ingeborg Regular, Italic, Bold, Heavy, Fat, Fat Italic, Premiéra Book, Italic, Myriad Semibold, Cooper Black.

In Typo-Kreisen werden Comic Sans und Arial gebannt. Welche Schrift darf auf keinen Fall auf Ihren Rechner?

Die Antwort verkneif ich mir. Qualität ist das Hauptkriterium. Ich würde mir auch keinen SsangYong in die Garage stellen.

Welcher Buchstabe ist Ihr Liebling? Mit welchem Buchstaben fangen Sie an, wenn Sie eine Schrift entwerfen?

Mein Liebling ist wohl das Et-Zeichen (&). Anfangen tu ich jedoch mit a und n.

Wie kamen Sie auf den Namen für Ihre erste Schrift?

Ingeborg ist der Name meiner Mutter. Sie freut sich, und ich hab ohnehin einen Namen für die Schrift gebraucht. So sind alle glücklich.

Schmieden Sie Pläne für eine nächste Schrift?

Ja, allerdings. Dieses Jahr soll noch eine Display Schrift-Familie von uns herauskommen. Nächstes Jahr dann eine weitere.

Haben Sie schon einmal einen Buchstaben in Stein gemeißelt?

Leider nicht. Mein Kollege Thomas Gabriel schon. Er meinte, er würde das auf Dauer weder seinen Handgelenken noch seinen Nachbarn zumuten, aber das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach sehen lassen!

Ich denke momentan allerdings daran einen Buchstaben der Ingeborg aus Metall gießen zu lassen.

Vielen Dank für das Interview!

Sehr gerne.

Weiterführender Verweis

Typejockeys

[Thomas Kunz, 2009-07-30]