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Zur Person

Nikola Djurek wurde 1976 in Zagreb geboren. Er studierte an der Universität seiner Geburtsstadt, an der Akademie der Bildenden Künste in Florenz und an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Den Haag. Nach Abschluss der Studien kehrte er in die kroatische Hauptstadt zurück. 2005 gründete er das Schriftlabel und Grafikdesign-Studio Typonine. Djurek lehrt Schriftgeschichte und Schriftdesign an der Universität von Zagreb und an der Kunstakademie von Split. Er ist der kroatische Delegierte für die internationale typografische Gesellschaft ATypI. Wenn er nicht gerade unterrichtet oder Schriften entwirft, trommelt er oder spielt Trompete.

Fragen & Antworten

Wieso Typografie? Wodurch erwachte Ihr Interesse an der Schriftkunst?

Das ist schwer zu erklären. Alles, was ich sagen kann: Seit ich auf der weiterführenden Schule war, habe ich Buchstaben skizziert, Schilder und Beschriftungen gemalt. Und ich war erstaunt, wenn ich großartige Beschriftungen, schöne Schilder oder herrliche Bücher gesehen habe.

Wer sind Ihre typografischen Vorbilder?

Am meisten hat mich die holländische, besser gesagt die Den-Haag-Szene beeinflusst, besonders Designer und Lehrer Gerrit Noordzij. Deswegen habe ich ein Postgraduierten-Studium an der Königlichen Akademie in Den Haag im Bereich Schrift und Medien absolviert.

Welches Buch zum Thema Typografie haben Sie zuletzt gelesen? Welches würden Sie weiterempfehlen?

Ich habe gerade ein neues Buch über Magazindesign von Laura Messeguer gelesen. Empfehlen kann ich Bücher von Edward Johnston, Robert Bringhurst, Emil Ruder, Bram de Does, Gerrit Noordzij, Fred Smeijers, Oliver Simon, Oscar Ogg und vielen, vielen Anderen.

Wenn Sie eine Schrift sein könnten, welche Schrift wären Sie gerne?

Hm, merkwürdige Frage. Ich bin nicht sicher, ob ich eine Schrift seien möchte, vielleicht ein »Punkt«.

Greifen Sie zu Beginn des Schriftschöpfens zur Feder oder zur Maus?

Ich beginne niemals am Computerbildschirm zu designen. Ich mache immer Skizzen, dann genauere Skizzen mit einer Breitfeder, einem Pinsel oder einer Spitzfeder. Und dann erst pause und zeichne ich am Computer.

Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeiten Sie? Welchen Scanner, welchen Drucker, welchen Computer, welches Betriebssystem, welche Programme nutzen Sie?

Ich benutze Macintosh-Rechner, Heidelberg-Scanner; ich habe einige Drucker (A4, A3 und A2). Und ich benutze Programme wie Superpolator, Prepolator, FontLab, Font Master, UFO Stretch, MetricsMachine, OTMaster, Feature Proof, …

Sind Sie Messie oder Purist? Horten sich auf Ihrer Festplatte 2.456.891 Fonts oder sind Garamond, Bodoni, Frutiger und Futura mehr als genug?

Ich habe nicht so viele Schriften auf meinem Rechner installiert, aber ich glaube auch nicht an diese Theorie von Massimo Vignelli, dass man als Designer nur wenige Schriften benötigt.

Wenn Ihr Font-Ordner nur Platz für zehn Schriften hätte, welche wären das?

Es wären viel mehr als zehn. Es gibt so tolle Schriften.

In Typo-Kreisen werden Comic Sans und Arial gebannt. Welche Schrift darf auf keinen Fall auf Ihren Rechner?

Ich habe mit denen kein Problem. Jede Schrift hat ihre Berechtigung.

Welcher Buchstabe ist Ihr Liebling? Mit welchem Buchstaben fangen Sie an, wenn Sie eine Schrift entwerfen?

Ich habe keinen Lieblingsbuchstaben. Wenn ich eine Schrift entwerfe, konzentriere ich mich mehr auf Kontrast, Proportion, Grauwert …, aber gewöhnlich kommt ein Kleinbuchstabe zuerst.

Wie kamen Sie auf den Namen für Ihre erste Schrift?

Uh… PixelTrouble.

Schmieden Sie Pläne für eine nächste Schrift?

Ich habe viele Skizzen, die darauf warten digitalisiert und eventuell zu einer Schrift zu werden. Aber wie immer: Zeit ist das größte Problem.

Haben Sie schon einmal einen Buchstaben in Stein gemeißelt?

Ja, wir hatten eine Steinmetz-Lehrgang in Den Haag. Manchmal meißel ich noch und ich liebe es.

Vielen Dank für das Interview!

Weiterführender Verweis

Typonine

[Thomas Kunz, 2010-10-30]