Zur Person

Guido Schneider studierte Kommunikationsdesign. 1996 gründete er Brass Fonts, 1997 die Werbeagentur Godz Advertising GmbH. Bis 2002 war er geschäftsführender Gesellschafter der Agentur. Seit 2008 hat er einen Lehrauftrag für Typografie an der Ruhrakademie. Seit 2009 lehrt er auch an der Hochschule Niederrhein in Krefeld.

Fragen & Antworten

Wieso Typografie? Wodurch erwachte Ihr Interesse an der Schriftkunst?

Mich fasziniert die Gestalt und die Gestaltung einzelner Zeichen, ihre Egozentrik, ihr Zusammenspiel, ihre visuelle Melodie. Mich fasziniert die Kraft und Macht ihrer Subtilität und das Potential von Schrift als Gestaltungsmedium.

Wer sind Ihre typografischen Vorbilder?

Ehrlich gesagt habe ich keine Vorbilder. Einen motivatorischen Einfluss in meiner Studienzeit hatten aber sicherlich »zeitgeschichtliche« Erscheinungen wie Fuse, die Arbeiten von Emigre oder auch Neville Brody und irgendwann David Carson.

Welches Buch zum Thema Typografie haben Sie zuletzt gelesen? Welches würden Sie weiterempfehlen?

Eigentlich ist das letzte Buch, das ich aus typografischen Gründen gelesen habe kein Fachbuch, sondern ein phantastisch typografierter Roman: »Extrem laut und unglaublich nah« von Jonathan Safran Foer. Das letzte Fachbuch war das langersehnte »Wie man’s liest« von Gerard Unger.

Wenn Sie eine Schrift sein könnten, welche Schrift wären Sie gerne?

Ich denke, als Corpa Gothic Light würde ich mich ganz wohl fühlen …

Greifen Sie zu Beginn des Schriftschöpfens zur Feder oder zur Maus?

In aller Regel geht der Umsetzung am Rechner eine manuelle Formfindung mittels Skizzen voraus.

Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeiten Sie? Welchen Scanner, welchen Drucker, welchen Computer, welches Betriebssystem, welche Programme nutzen Sie?

Epson Perfection 4180 Photo, HP Laserjet 1200, iMac und MacBook, FontLab Studio und Fontographer

Sind Sie Messie oder Purist? Horten sich auf Ihrer Festplatte 2.456.891 Fonts oder sind Garamond, Bodoni, Frutiger und Futura mehr als genug?

Die Zahl der Schriften auf meinem Rechner ist eher überschaubar.

Wenn Ihr Font-Ordner nur Platz für zehn Schriften hätte, welche wären das?

Die meisten meiner eigenen Schriften habe ich entworfen, weil mir die existierenden nie nah genug waren oder in den speziellen Situationen nie völlig meinen Vorstellungen entsprachen. Somit fühle ich mich mit meinen eigenen Schriftentwürfen schon ganz wohl. Was meine sonstigen Favoriten angeht, so bin ich diesbezüglich eher unentschlossen und wankelmütig. Höchstwahrscheinlich wäre ich morgen mit den zehn heute ausgewählten Fonts furchtbar unzufrieden.

In Typo-Kreisen werden Comic Sans und Arial gebannt. Welche Schrift darf auf keinen Fall auf Ihren Rechner?

Die »Hobo«.

Welcher Buchstabe ist Ihr Liebling? Mit welchem Buchstaben fangen Sie an, wenn Sie eine Schrift entwerfen?

Einen generellen Lieblingsbuchstaben oder ein Lieblingszeichen habe ich eigentlich nicht. Interessant und spannend sind zumeist das kleine (doppelstöckige) g, das § und auch das kleine a und das ?. Den Designprozess beginne ich aber nicht grundsätzlich mit einem speziellen Buchstaben, da ich eher über experimentelle Variationen an unterschiedlichen Buchstaben bzw. Zeichen versuche, die Formensprache herauszuarbeiten.

Wie kamen Sie auf den Namen für Ihre erste Schrift?

Ehrlich gesagt habe ich vergessen, welches die erste Schrift war – vermutlich die Anorexia oder die Styptic. Da waren/sind die Namen Programm. Noch heute ist es so, dass ich mich im Vorfeld eines konkreten Schriftentwurfs intensiv mit bestimmten Inhalten und Themen beschäftige und sich durch diese Auseinandersetzung ein Name herauskristallisiert – teilweise tatsächlich noch bevor es die Schrift wirklich gibt oder klar ist, wie sie im Detail aussieht.

Schmieden Sie Pläne für eine nächste Schrift?

Pläne für neue Schriften gibt es einige … Nach der eher klassisch anmutenden Girando wird die nächste Schrift aber eine klare Serifenlose werden für Anwendungen im Bereich Corporate Design und Leitsysteme.

Haben Sie schon einmal einen Buchstaben in Stein gemeißelt?

Ich selbst leider nicht, nein. Allerdings wurde mal ein Grabstein mit der Rotwang gestaltet.

Vielen Dank für das Interview!

Gerne!

Weiterführender Verweis

Brass Fonts: Guido Schneider

[Thomas Kunz, 2009-12-03]