Diotima

Gudrun Zapf-von Hesse entwarf die Diotima-Antiqua 1948. Inspiriert wurde sie dabei von ihrem handschriftlichen Text von Friedrich Hölderlins »Hyperion an Diotima«. Die Schriftgießerei D. Stempel AG in Frankfurt am Main brachte die Diotima 1952 als Bleisatzschrift heraus. Im Hinblick auf die deutsche Normalschriftlinie mussten damals die Unterlängen übermäßig gekürzt werden. Bei der späteren digitalen Version der Mergenthaler Type Library und der Linotype Library waren die Proportionen wieder harmonischer. Im Jahr 1953 kam eine Kursive hinzu.

Eine Klassifizierung der Diotima fällt schwer. Ihr waagrechten zarten Serifen rücken sie in die Nähe klassizistischer Antiqua. Es fehlen ihr jedoch die einförmigen Proportionen. Die Schaftenden sind verdickt, was an Übergangsantiqua erinnert. Der Duktus zeigt offen die Herkunft von der Kalligrafie. Die Minuskeln sind offen gehalten und laufen sehr breit. Dadurch ist die Schrift auch in kleinen Graden gut lesbar.

Als Diotima Classic wurde die Schrift nun neu aufgelegt. Wie bereits bei den letzten Neuauflagen (Optima Nova, Frutiger Serif und Neue Frutiger) arbeitete der Typedirektor von Linotype mit den Schöpfern der Originale zusammen. Gudrun Zapf-von Hesse und Akira Kobayashi legten nun eine Familie, bestehend aus acht Schnitten, vor:

  • Diotima Classic Light
  • Diotima Classic Light Italic
  • Diotima Classic Regular
  • Diotima Classic Italic
  • Diotima Classic Bold
  • Diotima Classic Bold Italic
  • Diotima Classic Heavy
  • Diotima Classic Heavy Italic

Der leichte Schnitt hat die Zartheit des Ursprungsentwurfs. Kräftigere Serifen und deutlichere Strichstärke zeichnen den neuen Regular-Schnitt aus. Sie machen ihn tauglich für den Satz von längeren Textpassagen. Hier ein Vergleich der bisherigen Version (grau dargestellt) und der neuen Classic-Variante (schwarz dargestellt):

Sowohl die aufrechten als auch die kursiven Schnitte beinhalten Kapitälchen. Diese überschreiten leicht die x-Höhe:

Ausrufe- und Fragezeichen, Währungszeichen, Klammern, Prozent- und Promillezeichen sowie das Ampersand-Zeichen liegen auch in Größe der Kapitälchen vor. Der Setzkasten der Diotima Classic hält den der erweiterten lateinischen Zeichensatz sowohl für die Versalien, die Gemeinen als auch für die Kapitälchen vor. Buchstabenverschmelzungen bietet die Diotima Classic folgende:

Standardmäßig gibt die Classic Versalziffern für den Tabelllensatz aus. Diese sind – anders als bei der alten Digitalversion – auf Versalhöhe gezogen. Die dickengleichen Mediävalziffern laufen genauso weit, wie die Versalziffern. Die ebenfalls vorhandenen dicktengleichen Kapitälchenziffern laufen etwas schmaler.

Es stehen sowohl proportionale Majuskelziffern als auch proportionale Minuskelziffern zur Verfügung. Weiterhin bietet die Diotima Classic vollständige Sätze von hoch- und tiefgestellten Ziffern sowie Zähler- und Nennerziffern für den Satz von Brüchen; diese sind alle dicktengleich. Folgende vorgefertigten Brüche gibt es:

Ein Wiedererkennungsmerkmal der Diotima ist das kleine g:

Weiterführender Verweis

Linotype: Diotima Classic