Zur Person

Tim Ahrens wurde 1976 in Heidelberg geboren. Er studierte Architektur an der Universität Karlsruhe. Seit 2003 arbeitet er als Schriftschöpfer. Zwei Jahre später gründete er seine eigene Schriftschmiede, Just Another Foundry, auf deren Seiten seine »Font Remix Tools« heruntergeladen werden können. 2007 schloss er seinen Schriftdesign-Magister an der University of Reading ab. Sein Buch über optische Schriftgrößen, »Size-specific adjustments to type designs«, erschien 2008 bei Mark Batty Publisher.

Fragen & Antworten

Wieso Typografie? Wodurch erwachte Ihr Interesse an der Schriftkunst?

Schwer zu sagen. Vielleicht reizt mich einfach das Prinzip, etwas zu designen, das wieder und wieder benutzt werden kann. Während ich eine Schrift gestalte, weiß ich, dass sie von vielen Typografen benutzt werden kann, für mehrere Projekte, vielleicht kommt ein Buchstabe tausend Mal in einem Dokument vor, das dann in großer Zahl gedruckt werden kann. Das potenziert sich also, mein Design pflanzt sich fort.

Wer sind Ihre typografischen Vorbilder?

Als Schriftgestalter finde ich Adrian Frutiger den Größten und im Bereich Schrift-Technologie auf jeden Fall Peter Karow.

Welches Buch zum Thema Typografie haben Sie zuletzt gelesen? Welches würden Sie weiterempfehlen?

»Typeface as program« und »Postscript – Zur Form von Schrift heute«, jeweils von mehreren Autoren. Hildegard Korgers »Schrift und schreiben« enthält viel Interessantes, sowohl für Anfänger als auch für Experten.

Wenn Sie eine Schrift sein könnten, welche Schrift wären Sie gerne?

Ich hoffe, ich bin flexibel genug, mal so und mal so zu sein, statt immer und jedem gegenüber gleich aufzutreten.

Greifen Sie zu Beginn des Schriftschöpfens zur Feder oder zur Maus?

Ich bin kein guter Kalligraf, spiele aber gerne mal mit der Feder rum. Auch wenn ich fast alles am Computer entwickle, steht am Anfang doch meistens eine handgezeichnete Skizze.

Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeiten Sie? Welchen Scanner, welchen Drucker, welchen Computer, welches Betriebssystem, welche Programme nutzen Sie?

Scanner: Weiß nicht.
Drucker: LaserJet 1200.
Computer: iMac und mein alter PC-Laptop.
Betriebssystem: Mac OS und ein bisschen Windows.
Programme: Das eigentliche Schriftdesign mache ich in FontLab, natürlich mit meinen Font Remix Tools. Testdrucke mache ich mit InDesign und am Ende prüfe ich die Schriften noch mit allerlei Programmen auf verschiedenen Betriebssystemen, um die Funktionalität sicherzustellen.

Sind Sie Messie oder Purist? Horten sich auf Ihrer Festplatte 2.456.891 Fonts oder sind Garamond, Bodoni, Frutiger und Futura mehr als genug?

Purist – nein. Ich denke, man sollte aus der Vielfalt der heute verfügbaren Schriften schöpfen. Da ich weniger als Schrift-Anwender arbeite, kommen auf meinem Computer aber trotzdem nicht so viele Schriften zusammen.

Wenn Ihr Font-Ordner nur Platz für zehn Schriften hätte, welche wären das?

Meine eigenen!

In Typo-Kreisen werden Comic Sans und Arial gebannt. Welche Schrift darf auf keinen Fall auf Ihren Rechner?

Die Rotis.

Welcher Buchstabe ist Ihr Liebling? Mit welchem Buchstaben fangen Sie an, wenn Sie eine Schrift entwerfen?

Das R und das c, außerdem die Ziffern.

Am ehesten mit dem n. Allerdings muss man natürlich für das gesamte Alphabet schon ein Thema im Kopf haben.

Wie kamen Sie auf den Namen für Ihre erste Schrift?

Das war die Aroma: Es gab mal eine DJane namens Aroma, von der ich allerdings nie eine Platte oder ein DJ-Set gehört habe. Lapture, wird als »Läptscha« ausgesprochen, sie basiert ja auf der Leipziger Antiqua. Der Name Zalamander stammt aus einem Roman von Walter Moers.

Schmieden Sie Pläne für eine nächste Schrift?

Na klar! Erst mal werde ich meine Herb, die ich im Studium in Reading gemacht habe, fertigstellen. Außerdem habe ich noch eine Antiqua und eine Schreibschrift in Arbeit.

Haben Sie schon einmal einen Buchstaben in Stein gemeißelt?

Leider nein.

Vielen Dank für das Interview!

Weiterführender Verweis

Just Another Foundry

[Thomas Kunz, 2010-03-19]