Jarno Lukkarila begann sich schon bald nach Beginn seines Studiums für Typografie zu interessieren. Für einen zweisprachigen Katalog setzte er den finnischen Text aus der Syntax. Da es zu dieser Zeit noch kein reichhaltiges Angebot an kyrillischen Satzschriften gab, entschied er, eine kyrillische Version der Syntax zu entwerfen. Schließlich wurde daraus seine Diplomarbeit, die von Hans Eduard Meier, dem Schöpfer der Syntax, betreut wurde. Die Schrift, die daraus hervorging, sollte und wurde nicht veröffentlicht. Doch das typografische Interesse von Jarno Lukkarila war geweckt: Er studierte in Den Haag und machte 2001 seinen Abschluss im Fach »Type & Media«.
2006 begann Jarno Lukkarila mit den ersten Skizzen zur Tanger Serif. Dabei hatte er keine spezielle Anwendung im Hinterkopf; er interessierte sich einfach für die Egyptiennes des 19. Jahrhunderts und für die frühen Zeitungsschriften aus dieser Zeit. Diese Vorbilder flossen in die Arbeit mit ein und zeigen auf, wo die Tanger Serif am besten funktioniert: ein Arbeitspferd für längere Texte mit genügend Charakter in größeren Schriftgraden.
Tanger Serif sollte kräftige, integrierte Serifen haben. Gerade die Serifen, die aus einer gebogenen Form hervorgehen, sollten nicht so viel Kontrast aufweisen, wie es zum Beispiel bei den Tropfen der Clarendon der Fall ist. Die Serifen fügen sich harmonisch dem Formkanon der Buchstaben ein. Durch ihre asymmetrische Form verleihen sie der Schrift etwas Dynamisches. Oder in den Worten von Jarno Lukkarila: »If Times New Roman stays distant, Tanger Serif wants to hug the reader.« [Wo Times New Roman distanziert bleibt, möchte Tanger Serif den Leser umarmen.]
Die Tanger Serif kommt in drei Schriftbreiten daher: Schmal (Narrow), Normal (Medium) und Breit (Wide). Jede verfügt über die Strichstärken Normal (Regular) , Halbfett (Semibold), Fett (Bold), Extrafett (Extrabold) und Ultrafett (Heavy). Das ganze gibt es jeweils in aufrechter und in kursiver Ausführung. Damit verfügt die Tanger Serif über dreißig Schnitte:
Die Schriftschnitte sind allesamt gleich ausgebaut: Sie bedienen den erweiterten lateinischen Zeichensatz. Sie bieten Kapitälchen. Sie verfügen über proportionale Versal- und proportionale Mediävalziffern sowie hoch- und tiefgestellte Ziffern. Die runden, eckigen und geschweiften Klammern, die Satzzeichen Divis, Komma und Punkt, die Währungszeichen für Cent, Dollar, Euro, Pfund und Yen sowie das Rautenzeichen wurden jeweils für die hoch- und tiefgestellten Ziffern angepasst. Es gibt vorgefertigte Glyphen für die Brüche 1/2, 1/3, 1/4, 1/8, 2/3, 3/4, 3/8, 5/8 und 7/8. Weitere Brüche müssen aus hochgestellten Ziffern (es existieren keine spezielle Zähler-Ziffern), dem Bruchstrich und den Nenner-Ziffern, die etwas höher stehen als die tiefgestellten Ziffern, gesetzt werden. Die Anzahl der Ligaturen ist auf ff, ffi, ffl, fi und fl begrenzt.
Das Einsatzgebiet der Tanger Serif ist nicht fest umgrenzt; es obliegt dem Designer, es auszuloten. Die Schrift wurde bereits in verschiedensten Anwendungen genutzt, angefangen beim Ausstellungsdesign bis hin zu Zeitungen und Magazinen.