Calluna

Calluna erwuchs aus einem kleinen Versuch, mit dem ich sehen wollte, ob ich der Museo Serifen zufügen könnte um eine Serifenbetonte zu erstellen. Anhand ihrer rohrartig gebogenen Serifen bemerkte ich plötzlich die Verbindung zwischen Serife und Stamm sowie einer One-Way-Richtung.

Ich wollte schon immer eine seriöse (Buch-)Schrift machen, und ich dachte, diese Richtungsidee sei ein guter Ansatz, um das auszuformen. Also entwarf ich – unter Zuhilfenahme einiger Bauteile – ein paar Buchstaben in FontLab, um zu sehen, ob das funktioniert. Das Ganze setzte ich direkt am Computer um, ohne Skizzen von Hand anzufertigen.

Während des Designens spiegelte ich die Buchstaben ständig senkrecht (FontLab: »flip preview vertically), um den Lauf besser sehen zu können: der Pfad führte zur oberen rechten Ecke eines jeden Buchstabens – so wollte ich die Calluna haben. Wo immer möglich habe ich die Umrisse und Serifen so gestaltet oder abgeändert, dass sie dieser Richtungsidee entsprachen. Natürlich habe ich mich nicht hundertprozentig an diese Idee gehalten. Wenn etwas in Musterwörtern oder -sätzen nicht passte, änderte ich es ab.

An der Calluna habe ich über anderteinhalb Jahre gearbeitet und jede Glyphe viele, viele Male überarbeitet. Mein Ziel war es, eine Brotschrift zu entwerfen; aber eine mit genügend interessanten Details, die in größeren Schriftgrößen die Eigenheit der Schrift ausmachen. Ich musste einen Ausgleich finden zwischen der robusten Funktion als Textschrift und dem Raffinesse um als Displayschrift gut auszusehen. Das dauerte seine Zeit. Zum Beispiel änderte ich die Dicke der Stämme mindestens dreimal ab, bevor sie mir (wirklich) gefielen. Es schien, die Schrift müsse reifen – so wie guter Wein.

Normalerweise kümmere ich mich um die kursiven Schnitte sehr früh, aber bei der Calluna vergingen sechs Monate, bevor ich mit ihnen begann. Wie auch immer – als ich damit anfing, die Kursiven zu zeichnen, entwickelten sie sich wie von selbst.

Letztlich wuchs Calluna zu einer Schriftfamilie mit acht Schnitten. Zunächst hatte ich sechs Schriftschnitte geplant – mit interpolierter Halbfetten und ihrer Kursiven –, aber nach einigen Testläufen sahen die Light- und die Black-Ableitungen sehr gut aus. Sie benötigten nur kleinere Korrekturen.

Der Arbeitsablauf war etwas anders als bei meiner vorherigen Schrift (Museo Sans): dieses Mal benutzte ich »Prepolator«, »Superpolator« und Adobes »Font Developer Kit OpenType« (AFDKO). Es dauerte etwas, alles einzurichten, aber das war die Mühe wirklich wert. Vorallem weil ich auch eine Calluna Sans und eventuell eine Slab Serif (aus der Sans) entwickeln möchte.

Igino Marini kümmerte sich um das Spacing und Kerning der Calluna mit seinem iKern-Service.

Wußten Sie, dass ich es liebe, die Namen für meine Schriften auszusuchen? Es dauerte nicht lange, um den für Calluna zu finden: Die Straße in der ich lebe ist eine Sackgasse (One-Way-Street) und heißt Callunastraat.

Calluna ist eine komplette Schriftfamilie mit vielen Open-Type-Features. Sie bietet eine umfangreiche Sprachunterstützung. Bitte schauen Sie sich das sorgfälltig gestaltete Schriftmuster (siehe unten) an und besorgen Sie sich den Normalschnitt, den es umsonst gibt. Sie können die Calluna bei MyFonts.com herunterladen.

Der Originalartikel von Jos Buivenga erschien bei i love typography unter dem Titel »Calluna – a text typeface with flow«. Vielen Dank an Jos für die freundlicher Genehmigung, hier eine Übersetzung veröffentlichen zu dürfen!

Weiterführende Verweise

Exljbris: Calluna
i love typography: Calluna

Anhang

[Bild: Symbol für eine pdf-Datei]
Calluna-Schriftmuster