Zur Person

Dan Reynolds erwarb seinen BFA in Grafikdesign an der Rhodes Island School of Design. An der University of Reading erlangte er mit Auszeichnung einen MA in Typeface Design. Für kurze Zeit studierte er auch an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach, wo er auch erstmalig seinen Blog http://www.typeoff.de veröffentlichte.

Der Amerikaner arbeitet bei der Linotype GmbH, Bad Homburg als Schriften-Designer und Typographie-Experte. Er gründete 2004 den Offenbacher Typostammtisch, an dessen Organisation er sich immer noch beteiligt. Er moderiert auf Typophile.com und arbeitet an der typographischen Fachzeitschrift Slanted mit. Weiterhin ist er Mitglied des ATypI.

Fragen & Antworten

Wieso Typografie? Wodurch erwachte Ihr Interesse an der Schriftkunst?

Ich habe Grafikdesign studiert. Als ich in der Schule war, hatte ich einfach seit Jahren gewollt, mal Grafikdesign zu studieren und Grafikdesigner zu werden. »Grafikdesign« hieß damals für mich Bildbearbeitung und geile Magazinlayouts; von Typografie habe ich noch keine Vorstellung gehabt. Erst im vierten Semester entdeckte ich die Typografie für mich. Ich musste erst 19 Jahre als gewesen sein. Jedenfalls kam die Erleuchtung, als ich das erste Mal Robert Bringhursts »The Elements of Typographic Style« las. In den folgenden zehn Jahren hat mich die Typografie nie wieder los gelassen, obwohl es noch einige Jahre dauerte, bis ich wirklich anfing, Buchstaben zu zeichnen und Schriften zu gestalten.

Wer sind Ihre typografischen Vorbilder?

Ich bin gegenüber der Idee, Vorbilder zu haben, sehr skeptisch. Zu schnell werden dann Leute für ihre Arbeiten vergöttert, was eigentlich schwachsinnig ist. Selbstverständlich habe ich als Designer Einflüsse, aber man muss mit diesen bewusst umgehen. Ich bin von meinen Professoren an der University of Reading stark geprägt. Jedes Jahr komme ich immer wieder auf die Arbeiten von Rudolf Koch zurück, weil ich seine Besessenheit faszinierend finde. Und alte Bücher können sehr gute Freunde sein, vor allem, wenn sie aus Schriften von Claude Garamond oder Hendrik van den Keere gesetzt und gedruckt wurden.

Welches Buch zum Thema Typografie haben Sie zuletzt gelesen? Welches würden Sie weiterempfehlen?

Das Buch, das ich zuletzt über Typografie gelesen habe, ist Frederic W. Goudys »Goudy’s Type Design: His Story and Specimens«. Ich könnte dutzende Bücher weiterempfehlen. Die meisten kennen deine Leser wahrscheinlich eh schon. Ein gutes, das sie demnächst alle lesen sollten, ist H. M. Lamberts »Introduction to the Devanagari script« (1953).

Wenn Sie eine Schrift sein könnten, welche Schrift wären Sie gerne?

Eine gute, alte, lesbare Bleisatz-Schrift. Dann würde ich in der Ewigkeit leben können.

Greifen Sie zu Beginn des Schriftschöpfens zur Feder oder zur Maus?

Hmmm … eher zum Filzstift. Sonst arbeite ich hauptsächlich digital. Mit Breit- und Spitzfeder arbeite ich wirklich selten und dann eher für indische Schreibsysteme als für unser Alphabet.

Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeiten Sie? Welchen Scanner, welchen Drucker, welchen Computer, welches Betriebssystem, welche Programme nutzen Sie?

How about a list?

  • 2 MacBook Pros. Beide haben MacOS X 10,5. Eins hat auch Windows Vista, das andere Laptop Windows XP
  • Mac-Software: Adobe InDesign, FontLab Studio und dann kleine Tools wie roundingUFO. E-Mail, iChat und Skype sind extrem wichtig.
  • PC-Software: FontLab Studio, Microsoft FontValidator, Microsoft VOLT, Microsoft Word (Testing für nicht-lateinische Schriften). Dazu kommt ein Text-Editor und jede Menge Python-Scripts für die Fontproduktion.
  • Bei Linotype haben wir mehrere Drucker. Zuhause habe ich einen HP 2015 Laserdrucker.
  • Irgendwo habe ich einen Canon Scanner. Aber für das Typedesign ist das nicht so wichtig.

Sind Sie Messie oder Purist? Horten sich auf Ihrer Festplatte 2.456.891 Fonts oder sind Garamond, Bodoni, Frutiger und Futura mehr als genug?

Naja, ich arbeite in der Fontentwicklung bei einem der größten Schriftenhersteller weltweit. Also muss ich öfters ziemlich viele Fonts auf dem Rechner installiert haben. Aber meine eigenen Neigungen sind eher sparsam. Ich verwende selbst nicht so arg viele Schriften. Und ich versuche, meine eigenen immer einzusetzen, so weit es geht.

Wenn Ihr Font-Ordner nur Platz für zehn Schriften hätte, welche wären das?

How about another list?

  1. Arno Pro
  2. Avenir Next
  3. FF Bau
  4. Linotype Devanagari
  5. Eurostile Next
  6. Georgia
  7. Hypatia Sans
  8. Libelle
  9. Meine Malabar Schriftfamilie
  10. FF Scala und Scala Sans

In Typo-Kreisen werden Comic Sans und Arial gebannt. Welche Schrift darf auf keinen Fall auf Ihren Rechner?

Oh, solche Diskussionen sind mir zu dogmatisch! Aber ich vermeide Berthold Fonts.

Welcher Buchstabe ist Ihr Liebling? Mit welchem Buchstaben fangen Sie an, wenn Sie eine Schrift entwerfen?

Ich habe keinen Lieblingsbuchstaben – vielleicht das Devanagari Ra. Beim Entwerfen fange ich mit dem kleinen n und o an.

Wie kamen Sie auf den Namen für Ihre erste Schrift?

Meine erste kommerzielle Schrift habe ich für das Bastard-Projekt gemacht: Mountain. Das wurde von den Leuten hinter Slanted organisiert. Sie haben den Foundry-Namen »Volcano-Type«. Ich wollte einen passenden Namen finden. Berge sind wie Vulkane, oder?

Schmieden Sie Pläne für eine nächste Schrift?

Ja, ich arbeite gerade an zwei Devanagari-Schriften.

Haben Sie schon einmal einen Buchstaben in Stein gemeißelt?

Ja.

Vielen Dank für das Interview!

Bitteschön!

Weiterführende Verweise

TypeOff
Linotype: Dan Reynolds

[Thomas Kunz, 2009-08-03]