Zur Person
Holger Königsdörfer, Jahrgang 1983, studierte an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Augsburg, an der Hochschule für Kunstindustrie im italienischen Urbino (ISIA) und an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Den Haag (KABK). In Deutschland erwarb er den Grad eines Diplom-Designers im Bereich Kommunikationsdesign. In den Niederlanden wurde er 2009 zum Magister Artium im Fach Schriftdesign graduiert. Seine erste Satzschrift namens Vela wurde von den Lazydogs herausgegeben. Die nächste Schrift, eine Fraktur, die auf »Lex« hört, steht bereits in den Startlöchern. Sie wird (hoffentlich bald) bei Incubator, der hauseigenen Schriftschmiede von Village, erscheinen. Einen kleinen Blick auf die Lex konnte man in der zehnten Ausgabe des Slanted-Magazins erhaschen. Heute lebt der Typograph und Schriftschöpfer in München.
Fragen & Antworten
Wieso Typografie? Wodurch erwachte Ihr Interesse an der Schriftkunst?
Mein Großvater war Steintechniker und hat oft Entwürfe für Steininschriften angefertigt. Irgendwie ist dann das Interesse für Schrift auf mich übergesprungen. Im Studium waren dann Schrift und Typografie die einzigen Fächer, die mich interessiert haben.
Wer sind Ihre typografischen Vorbilder?
Jan van Krimpen, Bram de Does
Welches Buch zum Thema Typografie haben Sie zuletzt gelesen? Welches würden Sie weiterempfehlen?
»Wie man’s liest« von Gerard Unger
Wenn Sie eine Schrift sein könnten, welche Schrift wären Sie gerne?
Ich glaube, ich kann mich nicht auf nur eine Schrift reduzieren.
Greifen Sie zu Beginn des Schriftschöpfens zur Feder oder zur Maus?
Zur Feder. Das manuelle Schreiben lehrt mich sehr viel über Kontrast und Rhythmus. Es ist aber auch eine gute Inspirationsquelle.
Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeiten Sie? Welchen Scanner, welchen Drucker, welchen Computer, welches Betriebssystem, welche Programme nutzen Sie?
Scanner Canon: Cano Scan LIDE 600F
Drucker: Lexmark E 232
Computer: Powerbook G4 / ganz selten mit meinem alten G3 um Programme unter OS 9 zu starten
Betriebssystem: Mac OS X Mac OS 9
Programme: Indesign, Fontlab, ganz selten Ikarus
Sind Sie Messie oder Purist? Horten sich auf Ihrer Festplatte 2.456.891 Fonts oder sind Garamond, Bodoni, Frutiger und Futura mehr als genug?
Purist. Ich habe mehr Schriften in Büchern, als auf der Festplatte.
Wenn Ihr Font-Ordner nur Platz für zehn Schriften hätte, welche wären das?
Zehn ist nicht gerade viel, daher nur meine eigenen Schriften.
In Typo-Kreisen werden Comic Sans und Arial gebannt. Welche Schrift darf auf keinen Fall auf Ihren Rechner?
Ich würde die Rotis verbannen. Aber nicht, weil die Schrift schlecht gemacht ist, sondern weil sie mir persönlich nicht so gut gefällt.
Welcher Buchstabe ist Ihr Liebling? Mit welchem Buchstaben fangen Sie an, wenn Sie eine Schrift entwerfen?
Meine Lieblingsbuchstaben sind »g« und »R«.
Ich habe keinen festen Buchstaben, mit dem ich beginne, aber »m« steht sehr weit am Anfang.
Wie kamen Sie auf den Namen für Ihre erste Schrift?
»Vela« bedeuted im Italienischen Segel. Wenn man die Serifenenden meiner Schrift genau betrachtet merkt man, dass sich diese wie bei einem Segel nach aussen wölben.
Schmieden Sie Pläne für eine nächste Schrift?
Ja natürlich. Im Kopf hätte ich viele Ideen, aber im Moment nicht Zeit, sie alle zu verwirklichen – leider.
Haben Sie schon einmal einen Buchstaben in Stein gemeißelt?
Ja, mehrere.
Vielen Dank für das Interview!
Bitte, gern geschehen.
Weiterführender Verweis
[Thomas Kunz, 2010-10-18]