Ingeborg

Die österreichische Schriftschmiede Typejockeys stellte im Sommer dieses Jahres »Ingeborg« vor. Sie entstammt der Feder von Michael Hochleitner. Er schuf sie während seines Meisterkurses Typeface Design an der University of Reading.

Ingeborg ist eine Klassizistische Antiqua. Zwischen Grund- und Haarstrichen besteht ein großer Kontrast. Die Achse der Rundungen steht senkrecht. Das Verhältnis von x-Höhe zu Ober- und Unterlänge beträgt 1:0,56:0,5. Die Schrift weist also eine große Mittelhöhe auf. Sie ist dadurch auch in Brotschrift-Graden gut lesbar. Die Serifen sind zumeist gekehlt. Bei b, d, h, i, j, k, l, m, n, p, r und u sind sie angeschrägt.

Die Serifen gehen unvermittelt aus dem Stamm hervor. Der Übergang vom Haarstrich zur Serife ist in einigen Fällen ausgerundet. Diese Formen finden sich so auch zum Beispiel bei der Bauer Bodoni oder der FF Holmen.

Der aufrechte Schnitt bietet Kapitälchen. Diese übersteigen die x-Höhe gering. Sowohl der Regular- als auch der Italic-Schnitt bedienen den erweiterten lateinischen Zeichensatz. Ligaturen gibt es mehr als reichlich: fb, ff, ffb, fff, ffh, ffi, ffï, ffj, ffk, ffl, fft, fh, fi, fï, fj, fk, fl, ft, tt, ttt (in Regular und Kursiv) und fä, fë, ffä, ffë, ffö, ffü, fö, fü, www (in Regular). Mit dem aufrechten Schnitt lässt sich Unicase setzen: hierfür wurden die Minuskeln a, æ, e, œ und n sowie die Satzzeichen ?, !, ¿ und ¡ auf Kapitälchen-Höhe gebracht. Beide Schnitte bieten ein Alternativ-g. Die Kursive wartet darüberhinaus mit den Schwungbuchstaben A, M, N, V, W und Y auf.

Proportionale Versalziffern sind der Standard. Weiterhin gibt es dicktengleiche Majuskelziffern, tabellarische und proportionale Minuskelziffern. Die tabellarischen Versalziffern laufen weiter als die entsprechenden Mediaevalziffern. Hoch- und tiefgestellte Ziffern sowie Bruchziffern (Nenner und Zähler) stehen zur Verfügung.

Außer den hier untersuchten Schnitten gibt es die Ingeborg noch in Bold, Bold Italic, Heavy, Heavy Italic, Fat, Fat Italic und Block.

Markante Buchstaben:

Das C hat nur oben eine Serife. Das G besitzt einen Sporn und die Serife am Hals ist asymmetrisch. Das J hat keine Unterlänge.

Das Bein des K ist bogenförmig. Die untere Kante des N ist oberhalb der Grundlinie angeschrägt. Der Schweif des Q ragt in die Punze.

Beim a geht der obere Bogen des Bauches unvermittelt in den Stamm über. b und q haben einen Sporn wo d und p eine Serife besitzen.

Die Schleife des g ist offen. Das Ohr des g steht hoch. Wie beim Majuskel-K ist auch das Bein des Minuskel-k gebogen. Die Serife an der Diagonalen ist ausnahmsweise nicht gekehlt. Das Dach des t ist ausgerundet.

W und w besitzen drei unverbundene Serifen. Die Spitzen an den Richtungswechseln bei Z und z sind abgefeilt.

Das b verliert in der Kursiven seinen Sporn – wohingegen er dem q erhalten bleibt.

Im kursiven Schnitt läuft die Unterlänge des f in einen Tropen aus. Beim k ist das Bein begradigt, die Serife der Diagonalen wird zu einem Tropfen. Auch die Serifen des s wandeln sich zu Tropfen.

Das kursive w beginnt mit einem Bogen (wie i, j, m, n, p, r, u, v, x und y), hat in der Mitte einen ausgerundeten Kopf (analog zum t) und endet in einem angedeuteten Tropfen.

Das f steigt im Regular-Schnitt deutlich höher als b, d, h, k und l. In der Kursiven ist diese Abweichung etwas zurückgenommen.

Weiterführende Verweise

Typejockeys: Ingeborg
ABCdarium: Interview mit Michael Hochleitner