Die Schriftsippe »Arventa« wurde von Ingo Preuß geschaffen. Sie besteht aus einer serifenlosen Antiqua, die auf dem humanistischen Formprinzip basiert, und einer dynamischen, serifenbetonten Antiqua. Sans und Slab haben nur vier identische Buchstaben: O, e, g und o. Alle weiteren Buchstaben weisen – neben den Serifen – Unterschiede auf. So ist die geschlossene Punze des Versal-A bei der Slab kleiner, um mehr Raum für die Serifen zu schaffen. In den vertikalen Ausmaßen stimmen die beiden Schriftfamilien überein. Die Oberlängen der Minuskeln übersteigen deutlich die Großbuchstaben. Die große x-Höhe macht die Schrift auch in kleinen Graden gut lesbar.
Standard-Version
Als Standard-Version erschien die Sippe bereits Anfang Dezember 2009 bei preussType, der Schriftschmiede von Ingo Preuß. Die »Arventa Std« und die »Arventa Std Slab« liegen in den Strichstärken Dünn, Leicht, Normal, Halbfett, Fett, Extrafett und Ultrafett jeweils als aufrechter und als kursiver Schnitt vor.
Office-Version
Die Office-Variante beinhaltet je eine aufrechte, eine kursive, eine fette und eine fettkursive Garnitur. Die Schnitte sind untereinander stilverlinkt. Dadurch können der kursive, der fette und der fettkursive Schnitt in Textverarbeitungsprogrammen, wie zum Beispiel Microsoft Word, über die entsprechenden Schaltflächen ausgewählt werden. Der Zeichensatz ist identisch mit dem der Standard-Version. Lediglich die Null ist gestrichen, um sie besser von einem O unterscheiden zu können.
Pro-Version
Die Pro-Version umfasst die gleichen Schriftschnitte wie die Standard-Variante – bietet jedoch einen wesentlich erweiterten Zeichensatz.
Wie die Glyphen-Übersicht zeigt, spricht die Pro-Version nicht nur die Sprachen, die auf dem lateinischen Alphabet basieren, sondern auch die Sprachen, die sich des griechischen oder kyrillischen Zeichensatzes bedienen.
Ziffern in der Pro-Version
Beide Schriftfamilien haben dicktengleiche Majuskel-, Minuskel- und Kapitälchenziffern. Diese eignen sich für Additionen und Tabellensatz. Weiterhin gibt es proportionale Versal- und Mediävalziffern. Die Majuskel- und Minuskel-Tabellenziffern laufen innerhalb einer Familie gleich weit. Die Ziffern der serifenlosen Schrift laufen jedoch anders, als die der serifenbetonten Schrift. Hier darf also im Tabellensatz nicht gemischt werden. Die Kapitälchen steigen etwas über die x-Höhe. Die zugehörigen Ziffern tun es ihnen gleich.
Die Pro-Version wartet mit vorgefertigten Brüchen auf. Weitere Brüche können einfach durch Eingabe des Zählers, des Bruchstrichs und des Nenners erzeugt werden. Weiterhin gibt es hoch- und tiefgestellte Ziffern, zum Beispiel für Potenzen oder chemische Formeln. Bullet-Ziffern und römische Ziffern runden das Ziffernangebot ab.
Ligaturen und Alternativen in der Pro-Version
Die Ligaturen der Pro-Version wurden sinnvoll automatisiert. So entscheidet die Sprachzuweisung eines Absatzes darüber, welche Ligaturen überhaupt gesetzt werden können.
In der Pro-Version kann der Setzer entscheiden, ob er ein ein- oder ein zweistöckiges g nutzen möchte. Standard ist ein zweistöckiges g im aufrechten und ein einstöckiges g im kursiven Satz.
Arventa versus Thesis & Caecilia
Luc(as) de Groot wurde vorgeworfen, bei seinem Kommilitonen Peter Matthias Noordzij abgekupfert zu haben.
Erstaunlich ist die ungewöhnliche Nähe der 1994 herausgegebenen TheSerif zur vier Jahre zuvor entstandenen PMN Caecilia. […] Lucas de Groot versucht klarzustellen, dass seine TheSerif eine eigenständige Type sei, was vielleicht mit Phantasie nachvollzogen werden kann, wenn man nicht explizit anderer Meinung ist.
Max Caflisch »Schriftanalysen«
Ebenso muss sich die Arventa den Vorwurf der Nähe zur Thesis gefallen lassen, wie er im TypoForum geäußert wurde. – Doch meiner Meinung nach zu Unrecht. Ein Vergleich der drei Schriften zeigt ihre Unterschiede:
schwarz: Arventa Pro Slab Regular & Italic
grau: TheSerif HP5 Plain & HP5 Plain Italic
umrissen: PMN Caecilia LT Pro 55 Roman & 56 Italic
Am deutlichsten wird der Unterschied zwischen der Arventa Slab und der TheSerif beim kursiven k. Die Arventa ist hier markig und robust, die TheSerif organisch.
Fazit
Ingo Preuß legt mit Arventa und Arventa Slab eine gut ausgebaute Sippe vor, die im Editorial- und Corporate-Design-Bereich ihren Platz finden wird. Wünschenswert wäre eine Arventa Serif.
Weiterführende Verweise
German Type Foundry: Arventa
preussTYPE: Arventa Std
Schriftmuster
Anhang
Arventa Blindtext-Zeitung (gestaltet von Michi Bundscherer – aurum media)