Zur Person

Christoph Dunst wurde 1979 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung zum Grafiker und kurzer Tätigkeit als Freelancer für verschiedene Agenturen ging er in die Niederlande um an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Den Haag (KABK) zu studieren. Er schloss sein Studium mit einem Diplom in Grafikdesign und einem Master in Schriftdesign ab. 2006 gründete er in Den Haag ein Design-Studio, mit dem er 2009 nach Berlin umzog. Mit dem Ortswechsel gab er seinem Studio auch einen neuen Namen: Büro Dunst.

Fragen & Antworten

Wieso Typografie? Wodurch erwachte Ihr Interesse an der Schriftkunst?

Bevor ich das erste Mal in Kontakt mit Typografie kam, interessierte ich mich für Architektur. Durch Zufall hatte ich dann einen Job auf einer Design-Konferenz und wurde zum ersten Mal mit Typografie konfrontiert – was alles änderte.

Wer sind Ihre typografischen Vorbilder?

Sehr mag ich die Niederländische Schriftkultur – was auch dazu beitrug, dass ich für längere Zeit in den Niederlanden lebte. Gut gefallen mir die Arbeiten von Petr van Blokland, Martin Majoor, Gerard Unger, Peter Verheul und vielen, vielen anderen. Aber ich würde hier nicht von Vorbildern sprechen.

Welches Buch zum Thema Typografie haben Sie zuletzt gelesen? Welches würden Sie weiterempfehlen?

Es ist schon einige Zeit her, dass ich »Counter Punch« von Fred Smeijers las, aber das halte ich für sehr gelungen. Das vor kurzem erschienene »Helvetica For Ever« von Indra Kupferschmidt und Axel Langer hat mir sehr gefallen. Auch wenn ich weiß Gott kein großer Helvetica-Freund bin.

Wer sich mit niederländischem Schriftdesign beschäftigen möchte, ist mit dem Klassiker »Dutch Type« von Jan Middendorp bestens beraten. Da es seit einiger Zeit vergriffen ist, kann man nur hoffen, dass es nun endlich neu aufgelegt wird.

Greifen Sie zu Beginn des Schriftschöpfens zur Feder oder zur Maus?

Immer zuerst zum Bleistift und ich gebe mir Mühe das beizubehalten. Es ist sicher ein wenig altmodisch und ich kenne viele, die direkt am Rechner gestalten. Ich finde, dass man beim Zeichnen auf Papier einen direkteren Einfluss auf die Entwürfe hat. Auch sind so Ideen viel schneller umzusetzen, als wenn man mit Vektoren arbeitet.

Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeiten Sie? Welchen Scanner, welchen Drucker, welchen Computer, welches Betriebssystem, welche Programme nutzen Sie?

Spielt das eine Rolle?

Sind Sie Messie oder Purist? Horten sich auf Ihrer Festplatte 2.456.891 Fonts oder sind Garamond, Bodoni, Frutiger und Futura mehr als genug?

Ich habe ziemlich viel Blödsinn auf meinem Rechner – 90 Prozent der Musik habe ich wahrscheinlich noch nie gehört. Und ich wüsste auch nicht, wem sie gefallen würde … vielleicht Nico Feragnoli.

Wenn Ihr Font-Ordner nur Platz für zehn Schriften hätte, welche wären das?

Das weiß ich wirklich nicht – und ich habe lange nachgedacht.

In Typo-Kreisen werden Comic Sans und Arial gebannt. Welche Schrift darf auf keinen Fall auf Ihren Rechner?

Dass sich Arial auf meinem Rechner befindet, heißt ja nicht, dass ich sie nutze.

Welcher Buchstabe ist Ihr Liebling? Mit welchem Buchstaben fangen Sie an, wenn Sie eine Schrift entwerfen?

Am liebsten sind mir »a« und »g«.

Wie kamen Sie auf den Namen für Ihre erste Schrift?

Ich gehe davon aus, dass Exklusivschriften für Unternehmen hier nicht zählen. Novel ist nicht meine erste Schrift, aber die erste von mir publizierte. Mir gefiel an Novel, dass der Name unmittelbar mit Lesetypografie in Verbindung zu bringen ist und sehr ruhig klingt.

Schmieden Sie Pläne für eine nächste Schrift?

Selbstverständlich!

Haben Sie schon einmal einen Buchstaben in Stein gemeißelt?

Selbstverständlich!

Vielen Dank für das Interview!

Weiterführender Verweis

Büro Dunst

[Thomas Kunz, 2011-04-20]