Zur Person

Hannes von Döhren wurde 1979 in Berlin geboren. Der studierte Grafik-Designer arbeitete zunächst in einer Hamburger Werbeagentur. Seit 2008 ist er freiberuflich als Grafik- und Type-Designer in Berlin tätig.

Fragen & Antworten

Wieso Typografie? Wodurch erwachte Ihr Interesse an der Schriftkunst?

Irgendwie habe ich mich schon immer für Schriften und Buchstaben interessiert. Ich habe wie viele Typedesigner der jüngeren Generation auch mit Graffiti angefangen und da setzt man sich schon sehr viel mit Buchstaben auseinander. Allerdings zählt dort mehr, wie man die Buchstaben verzerren kann oder neue Formen erfinden kann. Außerdem sind bei gesprühten Bildern oft auch Farben, 3D Blocks und Lichteffekte wichtig. Das hat sich irgendwann immer mehr reduziert, bis es jetzt auf der absoluten Basic-Stufe angekommen ist: nur s/w und jeder Buchstabe muss mit jedem kombinierbar sein. Das macht es nicht unbedingt einfacher, nur systematischer und anders, für mich spannender.

Wer sind Ihre typografischen Vorbilder?

Es gibt viele Typedesigner die wirklich sehr gute Schriften machen. Für mich gibt es zwei Lager: Einmal die alten Klassiker: Claude Garamond, William Caslon, Giambattista Bodoni, Frederic Goudy etc. aber auch Adrian Frutiger, diese sind für mich die Meister, die die Wege geebnet haben und grundsätzliche Sichtweisen fesgelegt haben. Und dann gibt es die »digitale« neue Generation der Typedesigner, unter denen es auch für mich herausragende Personen gibt: Zuzana Licko, Xavier Dupré, Underware, Kris Sowersby um nur einige zu nennen (die mir gerade so einfallen). Es gibt aber noch weitaus mehr, die ich für ihre sehr guten Schriften schätze.

Welches Buch zum Thema Typografie haben Sie zuletzt gelesen? Welches würden Sie weiterempfehlen?

Da ich aus dem Grafik Bereich komme, gucke ich mir sehr gerne Typespecimens anderer Foundries an. Ich finde es spannend zu sehen, wie sie mit Schriften umgehen. Typografie ist ein ganz eigenes/anderes Feld im Gegensatz zu Typedesign. Aber der Umgang mit einer Schrift ist, denke ich, mindestens genauso wichtig (wenn nicht sogar wichtiger) als die Schrift selbst. Als letztes habe ich mir die Kataloge von Stormtype bestellt. Das letzte größere Buch ist schon eine Weile her: Anatomie der Buchstaben, Karen Cheng.

Wenn Sie eine Schrift sein könnten, welche Schrift wären Sie gerne?

Greifen Sie zu Beginn des Schriftschöpfens zur Feder oder zur Maus?

Ich scribble sehr viel und so skizziere ich meine Ideen immer zuerst auf Papier. Die Buchstaben selbst zeichne ich meistens direkt am Rechner.

Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeiten Sie? Welchen Scanner, welchen Drucker, welchen Computer, welches Betriebssystem, welche Programme nutzen Sie?

Ich arbeite am Mac. Ansonsten bin ich kein Technik-Freak. Hauptsache es funktioniert.

Sind Sie Messie oder Purist? Horten sich auf Ihrer Festplatte 2.456.891 Fonts oder sind Garamond, Bodoni, Frutiger und Futura mehr als genug?

Allein aus Interesse sammle ich alle Schriften, die ich bekommen kann. Oft öffne ich sie auch und gucke wie sind z.b. die Vektorpunkte gesetzt, ist sie sauber gebaut und wie ist sie programmiert.

Wenn Ihr Font-Ordner nur Platz für zehn Schriften hätte, welche wären das?

Wahrscheinlich aus jeder Kategorie/Klassifikation eine, damit ich alle »Aufträge«, die ich bekommen würde, erledigen kann.

In Typo-Kreisen werden Comic Sans und Arial gebannt. Welche Schrift darf auf keinen Fall auf Ihren Rechner?

Ich finde, jede Schrift hat ihre Berechtigung. Da Schriften nicht nur nach Schönheit, sondern nach Funktionalität eingesetzt werden sollten. Genau wie Design.

Welcher Buchstabe ist Ihr Liebling? Mit welchem Buchstaben fangen Sie an, wenn Sie eine Schrift entwerfen?

a und g sind die Buchstaben mit dem meisten Charakter und für mich auch die, an denen man sehr gute von nicht ganz so guten Typedesignern unterscheiden kann.

Wie kamen Sie auf den Namen für Ihre erste Schrift?

Meine erste kommerzielle Schriftfamile hieß Quench. Witzigerweise erinnert ich mich das gerade an den Fragebogen von Linotype, den ich damals für die Quench ausfüllen musste. Da stand genau diese Frage.
Grundsätzlich ist Namenssuche für mich immer etwas Intuitives. Oft inspiriert von Ideen hinter den Schriften oder Gefühlen zu den Schriften.

Schmieden Sie Pläne für eine nächste Schrift?

Ich habe einige halbfertige Schriften auf meinem Rechner, die ich je nach Lust und Laune fertig mache, aber ich mache jeden Tag mindestens einen Buchstaben. Es wird also in nächster Zeit noch das eine oder andere Type-Release von mir kommen.

Haben Sie schon einmal einen Buchstaben in Stein gemeißelt?

Nein.

Vielen Dank für das Interview!

Bitte.

Weiterführender Verweis

HVD Fonts

[Thomas Kunz, 2009-11-12]