Zur Person
Saskia Noll wurde 1982 in Eggenfelden geboren. Von 2003 bis 2008 studierte sie Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Darmstadt (Fachbereich Gestaltung). 2004 absolvierte sie ein Praktikum bei MetaDesign in Berlin. 2008 schob sie ein Auslandssemester an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Den Haag (KABK) ein. 2009 erwarb sie das Certificate of Advanced Studies in Type Design an der Züricher Hochschule der Künste. Derzeit arbeitet Saskia Noll als Designerin bei Mifflin-Schmid Design in Zürich.
Fragen & Antworten
Wieso Typografie? Wodurch erwachte Ihr Interesse an der Schriftkunst?
In meinem Erasmus-Semester an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Den Haag (KABK) bin ich zum ersten Mal intensiver mit Schriftgestaltung in Berührung gekommen und habe bemerkt, dass es mir besonders großen Spaß macht, viel Zeit mit der Gestaltung von Buchstaben zu verbringen. Meine Leidenschaft und Ausdauer dafür hat mich zunächst selbst verblüfft. Ich musste einfach unbedingt in dieser Richtung weitermachen.
Wer sind Ihre typografischen Vorbilder?
Ich habe keine konkreten Vorbilder. Aber ich lasse mich gerne inspirieren von interessanten Formen und Buchstaben.
Welches Buch zum Thema Typografie haben Sie zuletzt gelesen? Welches würden Sie weiterempfehlen?
Vollständig gelesen vielleicht nicht, aber empfehlenswert:
- Caflisch »Schriftanalysen«
- de Jong »Schriftwechsel«
- Cheng »Anatomie der Buchstaben«
- Berry »U&lc influencing design and typography«
Greifen Sie zu Beginn des Schriftschöpfens zur Feder oder zur Maus?
Zu Feder, Bleistift, schwarzem Fineliner, Edding und Tipp-Ex. Nacheinander und miteinander.
Mit welchen technischen Hilfsmitteln arbeiten Sie? Welchen Scanner, welchen Drucker, welchen Computer, welches Betriebssystem, welche Programme nutzen Sie?
Meine zuverlässigen und kompetenten MitarbeiterInnen sind FontLab, Illustrator, MacBook Pro & Brother.
Sind Sie Messie oder Purist? Horten sich auf Ihrer Festplatte 2.456.891 Fonts oder sind Garamond, Bodoni, Frutiger und Futura mehr als genug?
Ich gehöre eher zu den Messis und wühle gerne im Computer in meinen zahlreich abgespeicherten Schriften. ;)
Wenn Ihr Font-Ordner nur Platz für zehn Schriften hätte, welche wären das?
- Akkurat
- DIN
- Akzidenz Grotesk
- Mrs Eaves
- Didot
- Lexicon
- Caecilia
- Sabon
- Adobe Garamond
- und natürlich Filo
Aber glücklicherweise entspricht dieses puristische Szenario nicht der Realität; ich sitze ja auch nicht auf einer einsamen Insel.
In Typo-Kreisen werden Comic Sans und Arial gebannt. Welche Schrift darf auf keinen Fall auf Ihren Rechner?
Was auf dem Rechner parkt, muss ja schon lange nicht benutzt werden!
Welcher Buchstabe ist Ihr Liebling? Mit welchem Buchstaben fangen Sie an, wenn Sie eine Schrift entwerfen?
Meine besondere Liebe gehört dem kleinen »a« und dem kleinen »g«, da man sich bei ihnen am besten ausleben kann und den Charakter bestimmen kann. Und mit ihnen fange ich auch meistens an, gehe dann aber schnell über zu »n« und »o«, um die Charakteristiken für gerade und runde Buchstabenteile auszuloten.
Wie kamen Sie auf den Namen für Ihre erste Schrift?
Der Schriftname ist für mich sehr wichtig, deshalb habe ich mir viel Zeit gelassen, um für mein Kind einen passenden Namen zu finden. Ich habe eine grosse Vorliebe für Ligaturen. Deshalb ist das Ligaturenset bei »Filo« sehr ausgebaut. Grund genug, einen Namen mit einer Ligatur zu suchen. Dafür eignet sich »fi« am besten. Eine weitere Voraussetzung war ein kurzer, prägnanter Namen. Dank Fremdwörterbuch und Internetrecherche kam ich zu dem Namen Filo – »Sohn« auf Esperanto! Das passte perfekt! Und später entwickelte ich das Wortspiel Filo & Sofie und den Namen der Schriftfamilie »Filo-Sofie«. So kommt mit der zweiten Schrift eine Tochter hinzu.
Schmieden Sie Pläne für eine nächste Schrift?
Ja, wie bereits erwähnt, die serifenlose Schwester von »Filo«: »Sofie«, um die Schriftfamilie »Filo-Sofie« komplett zu machen.
Vielen Dank für das Interview!
Gern geschehn.
Weiterführender Verweis
[Thomas Kunz, 2011-04-18]